GrußwortvonHermannMax

Liebe Gäste!

Nach den diesjährigen Konzerten wird Ende September meine Tätigkeit für das Festival Alte Musik Knechtsteden enden. In der kommenden Saison 2024 wird dann u.a. Dorothee Oberlinger als Artist in Residence ihre Ideen in drei Festivalproduktionen verwirklichen.

Das Einzige, was in der Kultur bleibt, ist der Wandel. Dieser alte Satz galt in Knechtsteden von Anfang an. So gab es in den zurückliegenden 32 Jahren viele Experimente und Veränderungen. Noch vor 20 Jahren suchte ich Musik-Bibliotheken in Paris, Oxford, London, Dresden oder Berlin auf, um danach vielversprechende Kompositionen für Aufführungen in Knechtsteden zu edieren. Heute muss man nicht mehr in diese „Schatzkammern“ reisen, denn nun bekommt man von dort in Sekundenschnelle – sogar farbig und vergrößerungsfähig – Digitalisate von Handschriften auf den heimischen Computer. Zudem ist in den letzten Jahren so viel ältere Musik veröffentlicht worden, dass man zwar Käufer, aber immer weniger Abschreiber vergessener Musik ist. Geblieben ist in Knechtsteden jedenfalls der Appetit auf musikalische Kostbarkeiten. Wissenswertes dazu finden Sie in der 2011 erschienenen Festschrift Spannungsfelder zwischen Industrie und romanischen Bögen: Das Festival Alte Musik Knechtsteden. Die verbliebenen Exemplare werden nun, so lange der Vorrat reicht, an interessierte Besucher*innen vergeben.

In diesem Jahr geht es um die Bach-Familie und vor allem um Johann Sebastian, der vor 300 Jahren ins Rampenlicht der Musikgeschichte tritt, und zwar in Leipzig, das damals eine europäische Metropole und Hochburg von Aufklärung, Handel, Wissenschaft, Technik, Religion, Musik, Literatur und nicht zuletzt Vergnügen ist. Neues trifft hier auf offene Ohren. Auf Bachs vor Leipzig komponierte Werke trifft das nicht ganz zu. Denn sie gelten damals als ungewohnt modern, später mitunter als schwülstig. Sie brechen mit Traditionen und sind nicht gerade idealer Stoff für einen Traditionsbetrieb wie die Thomasschule. Unter Zeitdruck wird er hier eingestellt, weil nach einjähriger Suche keiner von sieben Bewerbern neuer Thomaskantor wird. Heute wissen wir, dass sein späterer Werdegang sich 1723 noch nicht ahnen lässt, denn in Vielem ist er aus der Zeit gefallen. Vielleicht auch als Familienvater. Denn nicht Puppenstuben baut er für   seine Kinder, sondern schreibt für sie ein Wunderwerk von 2×24 Präludien und Fugen durch alle Tonarten. Allein diese unfassbar großartigen Stücke, Das Wohltemperierte Klavier,gehören als Klavier-Schule für seine zwei Generationen von Kindern und zahlreiche Schüler in die Weltkulturerbe-Liste.

Ich hoffe, Sie finden in diesem Sinne bei Durchsicht unseres Programms interessante Angebote für einen Konzert-Besuch in der romanischen Basilika.

In diesem Sinne freue ich mich auf Ihren Besuch und bin mit herzlichen Grüßen
Ihr Hermann Max

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